Jugend 1899 – 1919
Etwas zur Familiengeschichte: Vom Hof „Vor dem Berge“ zur Tischlerei in der Osnabrücker Altstadt.
Große Gildewart um 1910Quelle: Rudolf Lichtenberg, Osnabrück

Aktivitäten
Am 17. November 1899 wurde Friedrich Vordemberge-Gildewart in Osnabrück, Große Gildewart 27 geboren. Die Eltern hatten das für einen Handwerker ungewöhnlich repräsentative Gebäude wohl auch zusammen mit der Werkstatt 1893 vom Tischler Schmalriede erworben. Sein Vater August war Bau- und Möbeltischler. Ein Bruder des Vaters, Heinrich, siedelte sich als Sattler 250 m entfernt in der Dielinger Straße an und dessen 1897 geborener Sohn war auf den Namen „Friedrich“ getauft worden. Da dieser ebenfalls künstlerisch tätig war, hat „unser“ Friedrich seinen Nachnamen Vordemberge um den Zusatz „Gildewart“ in den Zwanzigern in Hannover erweitert.
Auch heute noch ist der Name „Vordemberge“ im Osnabrücker Nordland mehrfach nachweisbar und findet sich sogar als Hofstelle auf der topographischen Karte (Massstab 1:50.000) knapp 4 km östlich von Lemförde unmittelbar am Hang des Stemweder Berges, einem Vorberg des Wiehengebirges im Landkreis Diepholz.

Quelle: Landkreis Diepholz Kommunal Navigator
Das Leben VGs mit den Geschwistern Mimi (1895 – 1971), Issy (1896 – 1975) und August (1908 – 1985) in der Gildewart zeichnet er selbst im Fragment einer Autobiografie im Stakkato: „Meine Jugendzeit, Kinderzeit, Handwerkerhaushalt, Spielplatz, Maschinen, Werkstatt, Holz Holz Holz. Aber auch Zeichnungen im Bureau meines Vaters“ (Helms 1976, S. 25).

VG 1916 mit seinen Schwestern Marie (Mimi) und Luise (Izzy) und seinem Bruder August Rudolf Lichtenberg, Osnabrück
Quelle: Museum Wiesbaden, Archiv Friedrich Vordemberge-Gildewart
Dieser Ausschnitt aus dem historischen Lichtenberg-Foto der Großen Gildewart von 1910 lässt das – von einem geöffneten Oberlichtfenster teilweise verdeckte – Firmenschild der Tischlerei Vordemberge erkennen.
Nach Beendigung der Schulzeit trat VG während des ersten Weltkriegs in der befreundeten Tischlerei Schütze in der nahen Nobbenburger Straße eine Lehre an. Das Abschlusszeugnis mit seinem brillianten Notenspiegel ist erhalten und bildet heute bei den jährlichen Lehrabschlussprüfungen den Hintergrund für den seit 2013 vergebenen Vordemberge-Gildewart-Preis des Osnabrücker (Tischler-)Handwerks.

Quelle: Rudolf Lichtenberg, Osnabrück
Objekte
Noch bemerkenswerter ist jedoch das Gesellenstück, ein voluminöser niederdeutscher Schapp aus Kirschbaum, in der Dimension beeindruckend und übersät von Intarsien, wenn auch noch ohne jeden Hinweis auf die späteren konstruktiven Gestaltungsideen. Das Möbel selbst übertraf in Material und Fertigung bei weitem den Anspruch an ein Gesellenstück. Die Arbeit an diesem Werk war derart langwierig und zog sich mit Genehmigung der Wehrbehörden so lange hin, dass sie erst am Ende des 1. Weltkrieges abgeschlossen werden konnte und dem Auszubildenden – im Gegensatz zum älteren, 1898 ebenfalls in Osnabrück geborenen Erich Maria Remarque (weltberühmt durch „Im Westen nichts Neues“) – die Einberufung zum Militär ersparte (Helms 1993, S. 11, Anm. 1).

VGs Gesellenstück
Quelle: Vordemberge-Gildewart-Preis / Preis des Osnabrücker Handwerks 2013
Berufliche Kontakte
Der Weg zur Übernahme des väterlichen Betriebs und – darauf bezogen – die Aufnahme eines Studiums der Innenarchitektur schien vorgezeichnet. Der spätere Übergang zur konfliktreichen Existenz eines freien Künstlers war noch nicht absehbar.